"Am Ende des ersten und zweiten Sekundarschuljahres erfüllen die meisten Schüler/-innen des Leistungsniveaus P (progymnasiales Niveau) und E (erweitertes Niveau) die Promotionsbedingungen. Am Ende der Sekundarschulzeit erfüllen viele Schüler/-innen die Bedingungen für eine weiterführende Schule (FMS, WMS, Gymnasium usw.) hingegen nicht, trotz gleichen Leistungen. Sie finden teilweise auch keine anspruchsvolle Lehrstelle, obwohl diese Jugendlichen über ein Leistungspotenzial verfügen, welches über dem Schnitt liegt. Viele Auszubildende haben in den Berufsfachschulen Probleme aufgrund mangelnder Fähigkeiten in Mathematik und Deutsch. Die KMU beklagen zunehmend die ungenügenden Noten.
Damit Schüler/-innen des Leistungsniveaus P und E am Ende der Sekundarschulzeit trotz erfolgreicher Beförderung nicht ohne adäquate Anschlusslösung dastehen, sollen betreffend Promotion in die zweiten und dritten Sekundarschulklassen entsprechende Promotionsbedingungen geschaffen werden wie für den Übertritt ans Gymnasium resp. an die weiterführenden Schulen FMS und WMS.
Die Gründe für das heute unbefriedigende Promotionsmodell sind offensichtlich: Das Hauptproblem liegt an den Kompensationsmöglichkeiten von ungenügenden Noten in wichtigen Kernfächern (Mathematik, Deutsch, Französisch, Englisch usw.) mit Fächern aus dem Bereich Phil. III (Werken, Musik, Sport usw.). Oft kompensieren Schüler/-innen des Leistungsniveaus P und E ungenügende Noten in Mathematik und Deutsch mit sehr guten Noten in Werken, Sport und Musik. In diesen Fächern sind Klassendurchschnitte von 5 und mehr an der Tagesordnung. Die Schüler/-innen werden deshalb befördert und sehen in den ersten beiden Sekundarschuljahren leider keine Notwendigkeit, die ungenügenden Leistungen in den Fächern Mathematik und Deutsch zu verbessern. Sie fühlen sich in einer trügerischen Sicherheit.
An einer Umfrage der Starken Schule beider Basel (SSbB), an der 296 Personen teilnahmen, sprechen sich 71.9% der Lehrpersonen dafür aus, dass das Promotionssystem an den Sekundarschulen unbefriedigend sei und korrigiert werden müsse.[1]
Aus den detaillierten Rückmeldungen von 340 Lehrpersonen bei einer ergänzenden Umfrage haben sich vier verschiedene Alternativen zum heutigen Promotionsmodell herauskristallisiert. (Beschreibung der vier Modelle: siehe hier).[2]
Die grösste Zustimmung erhielt ein Modell, welches nur für die beiden Leistungsprofile P und E gelten soll: Bei diesem Modell werden die Fächer der Bereiche Phil. I und Phil. II in einem Bereich zusammengefasst. Innerhalb dieses neuen Bereichs (D, E, F, I, L, Gs, M, Bio, Ch, Ph, MINT, Gg) müssen ungenügende Noten wie bis anhin doppelt kompensiert werden. Eine Kompensation mit Fächern aus dem Bereich Phil. III (Musik, Werken, Sport, BG usw.) ist jedoch nicht möglich. Sprachliche Schwächen können somit mit Stärken in den naturwissenschaftlichen Fächern ausgeglichen werden und umgekehrt. Ungenügende Noten im Bereich Phil. III können weiterhin mit Fächern des neuen Bereichs Phil. I + II kompensiert werden. Für das Leistungsniveau A hätte dieses Promotionsmodell keine Auswirkungen.
Lediglich 17.7% sehen mit den zur Diskussion gestellten vier Modellen gegenüber dem heutigen Promotionsmodell keine Verbesserung. Die vielen Rückmeldungen zeigen, dass die vorgeschlagenen Alternativen zum heutigen Promotionsmodell auf breite Zustimmung stossen.
Der Regierungsrat wird gebeten, diese vier beschriebenen Promotionsmodelle zu prüfen und allenfalls weitere Promotionsmodelle zu evaluieren sowie anschliessend die Laufbahnverordnung entsprechend zu überarbeiten."
Es handelt sich bereits um den zweiten Vorstoss, der zu diesem Thema eingereicht wurde. Am 24. Juni 2021 reichte Landrätin Regina Werthmüller (Vorstandsmitglieder SSbB) die Motion "Promotionssystem an den Sekundarschulen muss verbessert werden" (2021/457) ein. Die SSbB begrüsst die dadurch entstehenden politischen Diskussionen und erwartet, dass die Kritik der Bildungsfachleute am heutigen Promotionssystem ernst genommen werden.