Starke Schule beider Basel (SSbB)

4127 Birsfelden, E-Mail: Starke.Schule.beider.Basel@gmx.ch, PC 60-128081-8

 

Gastbeitrag

Abschaffen der Hausaufgaben und die nicht bedachte Nebenwirkungen

Die Bildung kennt das „Gesetz der nicht beabsichtigen Nebenwirkungen“. Formuliert hat es der Philosoph und Pädagoge Eduard Spranger. Kaum jemand beachtet es. Viele Schulen wollen die offiziellen Hausaufgaben weglassen – aus pädagogischen Gründen, wie es heisst. Man will Chancengleichheit. Doch wer die Hausaufgaben abschafft, schafft sie trotzdem nicht ab. Bildungsbewusste Eltern werden mit ihren Kindern weiterhin wiederholen und automatisieren. Sie wissen um den Wert des Übens und Festigens. Kinder aus anderen Familien haben diese Chance vielleicht nicht. Die nicht beabsichtigte Folge: Die Schere im Bildungsmilieu öffnet sich weiter.

Carl Bossard, Gründungsrektor PH Zug, Stans
 

News

  • Dienstag, Oktober 22, 2024

    Landrat befasst sich mit bildungspolitischen Themen

    An der kommenden Landratssitzung vom 31.10.2024 werden folgende Bildungsgeschäfte behandelt, welche die Universität, Volkshochschulen, Primarschulen und die Wirtschaft betreffen. (lbe)

    Mehr

  • Montag, Oktober 21, 2024

    Podiumsdiskussion zum Thema Schulabsentismus

    Der Schulabsentismus im Basler Stadtkanton nimmt immer wie mehr zu. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, findet im kommenden Monat eine vom Erziehungsrat organisierte Podiumsdiskussion statt, die das Thema kontrovers beleuchten soll. (as)

    Mehr

  • Samstag, Oktober 12, 2024

    Repetition – der immer seltener genutzte Schlüssel zum Lernerfolg

    Das A und O für einen erfolgreichen Lernprozess des Menschen ist die Repetition. Das Hirn muss trainiert werden und braucht Zeit sich Dinge einzuprägen. Vor allem Schulstoff, der emotional nicht als etwas Besonderes konnotiert ist und deshalb länger braucht, um erlernt zu werden, muss immer wieder gefestigt werden. Dies fehlt im heutigen Bildungssystem. Häufig wird die Priorität fast ausschliesslich auf zwischenmenschliche Fertigkeiten und das selbstständige Arbeiten und Lernen der Schülerinnen und Schüler gesetzt. Ob die Senkung des Leistungsniveaus an Schweizer Schulen damit zusammenhängt, gilt es zu untersuchen. (lbu)

    Mehr

  • Dienstag, Oktober 01, 2024

    Machen Hausaufgaben Sinn?

    Im Rahmen des Programms Politkids hatten Basler Primarschüler*innen die Möglichkeit, ihre Fragen im Grossen Rat einzubringen. Dabei war das Thema Hausaufgaben von Bedeutung, zu welchem die Kinder schlussendlich einen Vorstoss einreichten. (lh)

    Mehr

  • Montag, September 30, 2024

    Förderklassen-Initiave im Grossen Rat

    Am 18.09.2024 fasste der Grosse Rat mit 92 zu 4 Stimmen den Beschluss, den Gegenvorschlag der "Förderklassen-Initiative" anzunehmen. Laut Medienberichten wird die Initiative nun durch das Komitee zurückgezogen. Die Initiative gilt rückwirkend bereits für das laufende Schuljahr. (lh)

    Mehr

  • Donnerstag, September 12, 2024

    Ausstellung "Mensch, du hast Recht(e)!"

    In der Wanderausstellung "Mensch, du hast Recht(e)!" haben Schüler*innen vom 5. bis 21. November die Möglichkeit, sich mit den Inhalten Demokratie, Diskriminierung und Menschenrechte zu befassen. Nebst der Ausstellung finden auch Fragerunden statt, welche die Themen Rassismus, Geschlecht und Antisemitismus beinhalten. (lh)

    Mehr

Spenden

Wir freuen uns über Ihre Spende.

Starke Schule beider Basel
4127 Birsfelden

PC 60-128081-8
IBAN CH98 0900 0000 6012 8081 8

30.09.2022

Mehrheit beurteilt den Aufwand für Frühfranzösisch als wenig sinnvoll

Seit rund 10 Jahren lernen die Primarschüler/-innen der beiden Basler Halbkantone zwei Fremdsprachen, die mit insgesamt 14 Jahreslektionen viel Zeit in Anspruch nehmen und einen Abbau der Anzahl Lektionen in anderen Fächern zur Folge hatte. Verschiedene Studien und Umfragen zeigen, dass ein früher Lernstart bei Fremdsprachen keine relevanten Vorteile bringt. Die Resultate der soeben durchgeführte Umfrage der Starken Schule beider Basel (SSbB) betreffend den Fremdsprachenunterricht an den Primarschulen sind vernichtend: Eine grosse Mehrheit sieht Handlungsbedarf.

Seit einiger Zeit stellt sich die Frage, ob das Fremdsprachenkonzept auf der Primarstufe grundsätzlich überarbeitet und zugunsten anderer Fächer nur eine Fremdsprache unterrichtet werden soll. Die zweite Fremdsprache würde dann erst an der Sekundarschule gelernt werden. Die SSbB hat aus diesem Grund eine breit angelegte Umfrage durchgeführt und grösstenteils Lehrpersonen, aber auch Eltern von schulpflichtigen Kindern sowie Bildungsinteressierte zum Thema befragt. An der Umfrage haben 548 Personen aus den beiden Basler Halbkantonen teilgenommen.

Französischunterricht: Viel Aufwand für wenig Ertrag

Die Primarschüler/-innen erhalten heute von der 3.-6. Primar insgesamt 10 Jahreslektionen Französisch. 72.1% der Befragten geben an, dass dieser Aufwand nicht oder eher nicht gerechtfertigt ist, wenn die von den Schüler/-innen am Ende der Primarschulzeit erreichten Fähigkeiten im Fach Französisch sowie der Abbau von Lektionen in anderen Fächern berücksichtigt wird. 23.8% empfinden diesen Aufwand als gerechtfertigt oder eher gerechtfertigt und 4.2% enthielten sich (siehe Grafik 1).

Fremdsprachenkonzept der Primarstufe soll überarbeitet werden

In der Umfrage wurden die Teilnehmenden auch gefragt, ob das Fremdsprachenkonzept der Primarstufe überarbeitet werden soll. Hier fallen die Antworten sogar noch deutlicher aus. Ganze 82.4% sprechen sich für eine Überarbeitung aus und nur 9.6% sehen dies nicht als notwendig. 7.9% antworteten mit «weiss nicht» (siehe Grafik 2).

Eine Forderung, die in letzter Zeit auf bildungspolitischer Ebene immer wieder diskutiert wurde, ist nicht nur die Reduktion auf eine Fremdsprache, sondern die Abschaffung des Fachs Französisch auf der Primarstufe. Stattdessen sollen die freiwerdenden Lektionen in andere Fächer investiert werden (z.B. in Deutsch, Mathematik oder in kreative Fächer). Von den Befragten stufen 63.4% diese Forderung als sinnvoll oder eher sinnvoll ein. 32.8% finden dies nicht oder eher nicht sinnvoll und 3.8% können dies nicht einschätzen (siehe Grafik 3).

Interessant sind die Umfrageresultate der Lehrpersonen getrennt nach den Schulstufen Primar, Sek. 1 und Sek. 2. Auf allen drei Stufen findet jeweils eine deutliche Mehrheit der Lehrpersonen die Forderung, auf Frühfranzösisch an den Primarschulen zu verzichten, sinnvoll. Während die Forderung auf der Primarstufe von 58.6% befürwortet und von 37.6% abgelehnt wird bei 3.8% Enthaltungen, ist die Zustimmung auf den Sekundarstufen signifikant höher. Auf der Stufe Sek. 1 stimmen 74.3% zu und 22.9% lehnen sie ab bei 2.8% Enthaltungen. Auf der Stufe Sek. 2 stimmen 61.2% zu, 32.9% sind dagegen und 5.9% haben sich enthalten.

Die Mehrheit der Lehrpersonen sieht Handlungsbedarf

368 Lehrpersonen nutzten in der Umfrage die Möglichkeit, detailliert und argumentativ Stellung zu beziehen. Die offen formulierten Antworten sprechen Bände: Viele Schüler/-innen sind neben dem Lernen der deutschen Sprache mit zwei weiteren Fremdsprachen überfordert. Für viele sei es frustrierend, wenn sie auch am Ende der Primarschulzeit praktisch keinen Satz sprechen können. Der Fokus sollte auf der Primarstufe deshalb mehr auf der Qualität statt auf der Quantität liegen. Auf Französisch sollte verzichtet und die freiwerdenden Lektionen in andere Fächer investiert werden. Dies würde den Primarschüler/-innen in der schulischen Entwicklung deutlich mehr helfen.

Dies zeigte bereits die Studie der Schweizer Linguistin Simone Pfenninger der Universität Zürich (2014). Der frühe Fremdsprachunterricht würde keinen nachhaltigen bzw. besseren Fremdsprachenerwerb erzielen. Bereits nach wenigen Monaten haben die Lernenden, die fünf Jahre später mit dem Fremdsprachenunterricht einstiegen, die Frühlernenden eingeholt und teilweise sogar überholt – dies in den verschiedensten Sprachbereichen. Das Argument «je früher, desto besser» wird damit widerlegt. Zu beachten ist, dass die Studie Zürcher Schüler/-innen betrifft und diese Kinder nicht mit Passepartout-Lehrmittel unterrichtet wurden.

Gerne publizieren wir zu diesem Thema Leserbriefe (maximal 1'000 Anschläge) mit Argumenten für oder gegen Französisch an der Primarstufe. Mailen Sie uns Ihren Text an starke.schule@gmx.ch.

Alina Isler
Vorstand Starke Schule beider Basel