Starke Schule beider Basel (SSbB)

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Leserkommentar

Kommentar zu: Verstehendes Lernen wird vernachlässigt von Carl Bossard

Carl Bossard deckt überzeugend auf, dass die Bildungspolitik ihr Hauptziel aus den Augen verloren hat. Eine bombastische Ausweitung des Bildungsprogramms hat dazu geführt, dass ganz wesentliche Bildungsziele verfehlt wurden. Dazu bestimmten eine dogmatisch vorangetriebene Gleichmacherei mit entsprechenden Strukturreformen und Steuerungsphantasien der Bildungsplaner weitgehend die Agenda der Bildungspolitik. Die Resultate dieser Reformen sind in jeder Hinsicht ernüchternd. Für Klassenlehrkräfte wurde durch das belastende Integrationskonzept mit strikter Ablehnung von Förderklassen die Unterrichtsarbeit erschwert. Statt zu schauen, was das Lernen wirklich fördert, wurde die Lehrerrolle schleichend abgewertet. Doch Jugendliche wollen keine Lernbegleiter als graue Mäuse im Klassenzimmer. Sie wünschen sich eine kompetente und vertrauenswürdige Lehrerpersönlichkeit, die mit Freude die Klasse führt und wesentliche Inhalte vermittelt. Die Bildungspolitik hat es verpasst, die Prioritäten richtig zu setzen. Man hat jahrelang umgebaut, ohne über den Kernbereich der Pädagogik zu reden.

Unsere Schule braucht verbindliche Bildungsinhalte, eine Stärkung der Lehrerrolle und ein gründliches Ausmisten bei den schulischen Wunschzielen. Dies unter Berücksichtigung des wichtigen kulturellen Auftrags der Schule bei der Allgemeinbildung zu realisieren, ist die grosse Herausforderung der kommenden Jahre.

Hanspeter Amstutz
Ehem. Bildungsrat und Sekundarlehrer, Fehraltdorf ZH

Hier kommen Sie zum Artikel von Carl Bossard
 

News

  • Samstag, Dezember 21, 2024

    Rekordzahlen an der Universität Basel

    Mit 13'325 Studierenden und Doktorierenden bricht die Universität Basel ihren eigenen Rekord. Noch nie haben sich so viele eingeschrieben wie im aktuellen Herbstsemester. (lbe)

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  • Sonntag, Dezember 15, 2024

    Neues Informatik-Lehrmittel an Basler Primarschulen

    Im Kanton Basel-Stadt wird ab dem Schuljahr 2025/26 das Lehrmittel «M & I», Medien und Informatik 2 vom Verlag Westermann mit dem Status «alternativ-obligatorisch» in die Lehrmittelliste der Primarschule aufgenommen. Alternativ-obligatorisch bedeutet, dass die Lehrperson zwischen mehreren vorgeschlagenen Lehrmitteln auswählen kann. Dies ist ein weiterer Schritt in Richtung Lehrmittelfreiheit im Stadtkanton. (lbu)

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  • Sonntag, Dezember 08, 2024

    Lehrwerkstatt Basel erhält weniger Geld von Baselland

    Um ab 2026 wieder schwarze Zahlen zu schreiben, hat der Kanton Basel-Landschaft auch im Bildungswesen Sparmassnahmen beschlossen. Beispielsweise möchte der Kanton den Unterstützungsbeitrag für Lernende in der Lehrwerkstatt für Mechanik in Basel schrittweise reduzieren. Die Bildungs-, Kultur und Sportdirektion (BKSD) begründet ihren Entscheid damit, dass die Lehrwerkstatt kein rein schulisches Ausbildungsangebot ist, sondern auch für andere Unternehmen produziert und somit zusätzliches Einkommen generiert. (lbu)

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  • Samstag, November 23, 2024

    Auch bei mündlichen Prüfungen sind Rekurse möglich

    In einem aktuellen Fall entschied das Bundesverwaltungsgericht, dass Prüflinge bei einer mündlichen Prüfung im Falle eines Rekurses das Recht auf eine rudimentäre Begründung haben. (lbe)

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  • Mittwoch, November 20, 2024

    Social-Media-Verbot für Jugendliche

    Depressionen, Sucht und Essstörungen sind nur ein Bruchteil der psychischen Probleme, welche durch starken Social-Media-Konsum vor allem bei noch sehr jungen Personen ausgelöst werden können. Australiens Regierung verkündete daher, den Zugang zu sozialen Medien für unter 16 Jährige zu verbieten. Sie ist damit noch radikaler als Frankreich anfangs des Jahres, welche die Altersgrenze auf ab 13 Jahren setzten will. (lh)

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  • Samstag, November 16, 2024

    Gymnasium: Schwerpunktfach EGS stösst auf wenig Zustimmung

    Diskussionen um ein neues Schwerpunktfach an den Gymnasien im Stadtkanton. Nun ist klar, der vorgesehene neue Schwerpunkt Ernährung/Gesundheit/Sport (EGS) wird doch nicht eingeführt. (as)

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06.11.2024

Lehrpersonen sprechen sich deutlich für Hausaufgaben aus

Eine anonym durchgeführte Umfrage bei Lehrpersonen, Eltern und Bildungsinteressierten lässt keinen Raum für Zweifel: Hausaufgaben sind auf allen Schulstufen aus pädagogischer Sicht wichtig, deren Abschaffung hingegen ein Rückschritt mit der Folge weiterem Leistungszerfalls an unseren Schulen.

An der vor zwei Wochen durchgeführten Umfrage der Starken Schule beider Basel (SSbB) nahmen 790 Personen teil, darunter 657 Lehrpersonen aus allen Schulstufen (Primar, Sek. 1 und Sek. 2).

Hausaufgaben auf der Sekundarstufe 1

Der Frage, ob regelmässige Hausaufgaben an den Sekundarschulen pädagogisch sinnvoll sind, haben 68.1% der Befragten zugestimmt. 24.2% verneinen die Notwendigkeit von regelmässigen Hausaufgaben, 7.7% haben sich enthalten resp. konnten die Frage nicht beantworten. (siehe Grafik 1)

Positive Auswirkungen von Hausaufgaben

In den über 520 eingegangenen Freitextantworten zur Frage nach den positiven Auswirkungen von Hausaufgaben sind drei Aspekte aufgrund ihrer häufigen Nennung besonders aufgefallen:

  1. Viele Umfrageteilnehmende erachten Hausaufgaben als wichtig, um den Lernstoff zu vertiefen und zu festigen. Durch das Wiederholen und Üben des Unterrichtsstoffs könnten die Schüler*innen das Gelernte in der zusätzlichen Zeit ausserhalb des Schulunterrichts besser verinnerlichen und nachhaltiger verarbeiten.
  2. Hausaufgaben förderten die Selbstständigkeit und Eigenverantwortung der Lernenden. Sie müssten sich organisieren und damit Verantwortung für ihr Lernen übernehmen. Zudem lernten sie die zur Verfügung stehende Zeit sinnvoll einzusetzen und die schulischen Verpflichtungen neben den meist beliebteren Freizeitaktivitäten zu planen.
  3. Hausaufgaben trügen wesentlich zur Chancengleichheit bei. Würden diese abgeschafft, so würden Eltern, welche die Wichtigkeit der Hausaufgaben erkennen, mit ihren Kindern zuhause gleichwohl üben und repetieren. Kinder von bildungsferneren Familien hingegen würden zuhause kaum lernen und hätten damit erhebliche Nachteile.

Nachteile von regelmässigen Hausaufgaben

Betreffend negative Aspekte von Hausaufgaben wurden folgende drei Auswirkungen am häufigsten genannt:

  1. Hausaufgaben führen zu ungleichen Chancen aufgrund unterschiedlicher Unterstützung im Elternhaus. Schüler*innen, die von ihren Eltern keine oder kaum Hilfe bekommen, seien im Vergleich zu bildungsnahen Haushalten im Nachteil.
  2. Hausaufgaben würden oft als zusätzliche Belastung empfunden, da sie neben einem ohnehin schon vollen Stundenplan und Prüfungen zu Überforderung und Zeitdruck führen könnten. Oftmals fiele dadurch Freizeit weg, womit weniger Möglichkeiten für Ausgleich, wie Hobbys, Sport und soziale Aktivitäten zur Verfügung stünden.
  3. Ein weiterer, mehrfach genannter Kritikpunkt ist das Konfliktpotenzial in den Familien, verursacht durch Hausaufgaben. Dies führe oft zu Streit, insbesondere dann, wenn Schüler*innen Unterstützung bräuchten, die Eltern diese aber aus verschiedenen Gründen nicht leisten könnten.

Nachfolgend exemplarisch einige Zitate von befürwortenden und ablehnenden Stellungnahmen

  • «Gerade in Sprachen müssen die SuS regelmässig Wörter lernen. Als Hausaufgabe sinnvoll finde ich Übungen fertiglösen. Nicht von Grund auf neues Material mit nach Hause geben. In der Stunde schon Zeit geben, um Aufgaben zu lösen.»
  • «SuS können beim Lösen von exemplarischen Übungsaufgaben (Mathematik) selber prüfen, ob sie den Sachverhalt verstanden haben. Ich gebe regelmässig HA auf die nächste Mathestunde. Es handelt sich dabei lediglich um 1-3 Aufgaben (Gesamtdauer: 5-8 Minuten). Die Auseinandersetzung mit dem Lösen von Matheproblemen im Stillen zuhause kann die SuS sensibilisieren zu erkennen, was sie noch nicht verstanden haben. Die Klärung findet im Unterricht statt.»
  • «Die SuS verbringen bereits zu viele Stunden in der Schule und haben zu wenig Zeit für emotionale, soziale und andere Dinge, die in diesem Alter enorm wichtig sind. Zudem sind die Bildungsunterschiede resp. die Unterstützung zuhause ebenso enorm und resultieren in ungleichen Chancen für die SuS.»
  • «Ich kann auf unvorhersehbare Strömungen im Unterricht besser eingehen, indem ich gewisse Stoffinhalte auslagere und somit im Zeitplan zur Erfüllung des Lehrplans bleiben kann.»
  • «Die zusätzlichen Lern- und Übungsgelegenheiten fördern die Leistung. Hausaufgaben erziehen zu Sorgfalt und Ausdauer und fördern Selbstständigkeit, Aufbau von Arbeitstechniken und Lernstrategien.»
  • «Ein Nachteil ist bestimmt, dass die SuS weniger Zeit haben, in ihrem Handy zu verschwinden.»
  • «Hausaufgaben helfen, damit alle Schüler gleich weit sind. Sie helfen auch den SuS ein selbstständiges Arbeiten zu erlernen.»
  • «Es dehnt die Schulzeit in die Freizeit aus! Hobbies kommen aufgrund der Hausaufgaben zu kurz. Es ist schwierig, Instrument und Sport neben vielen Hausaufgaben unter einen Hut zu bringen. Es entsteht ein Groll gegenüber der Schule. Es belastet die ganze Familie und deren Zeit. Eltern müssen mühselige Hausaufgaben mit den Kindern erledigen anstatt schöne Stunden mi ihnen zusammen zu verbringen. Die bildungsnahen Haushalte sind extrem bevorteilt. Der Graben zwischen gebildeten und ungebildeten Haushalten vergrössert sich durch die Hausaufgaben.»
  • «Viele Hausaufgaben werden nur noch mit KI oder Übersetzungsprogrammen erledigt. Selber denken ist nicht mehr angesagt. Hausaufgaben werden von den Lehrpersonen meistens auch gar nicht korrigiert. Die Lösungen zu vielen Matheaufgaben befinden sich eh gleich im Lehrmittel - abschreiben von Lösungen ist angesagt. Für die Tests wird dann der Lernstoff kurzfristig gelernt und genauso schnell wieder vergessen. So handhaben es zumindest meine eigenen Kinder und ihre Kollegen. Als Eltern ist man da leider ziemlich ratlos ...»
  • «Die Eigenverantwortung wird trainiert. Der behandelte Stoff wird vertieft, d.h. die Kinder lernen mehr. Schwächere Schüler können zu Hause in ihrem eigenen Tempo alles nochmals durchdenken. So bleiben Lerninhalte besser im Gedächtnis. Interessierte Eltern haben mehr Einsicht in die Schule und in die Lernfähigkeit ihrer Kinder. Die Lehrpersonen können mehr Inhalte vermitteln, das Bildungsniveau bleibt hoch.»
  • «Arbeit nicht unter dauernder Obhut einer Lehrperson. Notwendigkeit Dinge selber herauszufinden, z.B. durch den Gebrauch eines Lexikons oder von Fachliteratur. Gegebenenfalls kann auch das Internet als Informationsquelle geeignet sein.»
  • «Sie werden nur abgeschrieben.»
  • «Mit Augenmass gestellte Hausaufgaben haben keine Nachteile. Augenmass erwarte ich von einem Pädagogen! Leider gibt es viel zu viele Schwarze Schafe innerhalb dieser Berufsgruppe. Hausaufgaben dienen der Repetition von während der Lektion besprochenen Themen. Sie sollen so das unterschiedliche Leistungsniveau in der Klasse ausgleichen. Ohne nachträgliches Festigen eines neu eingeführten Themengebietes ist Lernen nicht möglich! Methodisches Vorgehen: Einführen - Üben - Festigen. Das Festigen = teilweise als Hausaufgaben, soll auch eine gewisse Arbeitsdisziplin schulen. Aber Hausaufgaben sollten das Wohl des Kindes nicht tangieren. Hobbies müssen trotzdem möglich sein. Ja sogar Faulenzen soll trotz Hausaufgaben möglich sein. Kinder sollten schrittweise und systematisch an diese Arbeitsweise herangeführt werden (Fördern durch Fordern)!»

Hausaufgaben auf der Primarstufe

Auch auf der Primarstufe werden Hausaufgaben von einer deutlichen Mehrheit befürwortet: Auf dieser Schulstufe stimmen 65.9% der Befragten Hausaufgaben zu, 28.9% sind dagegen und 5.2% enthalten sich. (siehe Grafik 2)

Bei der Frage, ab welchem Schuljahr der Primarstufe Hausaufgaben sinnvoll sind, sind sich die Befragten ebenfalls ziemlich einig: 65.3% befürworten Hausaufgaben ab dem 1. Primarschuljahr. Nur 14.7% halten Hausaufgaben erst ab dem 3. Primarschuljahr für sinnvoll und 11.7% sprechen sich für den Beginn im 2. Primarschuljahr aus.

Für einen früheren Start mit Hausaufgaben bereits im Kindergarten oder erst ab der 4. Primarklasse liegen die Zustimmungsraten bei einer tiefen einstelligen Prozentzahl.

Eine deutliche Mehrheit der Befragten erachtet demzufolge einen frühen Einstieg in Hausaufgaben ab der ersten Primarklasse aus pädagogischen Gründen als sinnvoll. (siehe Grafik 3)

Interessant sind ebenfalls die Resultate betreffend Hausaufgabenfrequenz. Eine Mehrheit von 57.6% befürwortet Hausaufgaben für die 1. und 2. Klasse ein- bis zweimal pro Woche. 27.6 % der Befragten meinen, dass Schüler*innen in diesen Klassenstufen überhaupt keine Hausaufgaben bekommen sollten, während 14.8 % häufigere Hausaufgaben befürworten.

Bei den höheren Primarschulklassen (3.– 6. Klasse) verschiebt sich das Bild: Hier unterstützen 46.8% eine Frequenz von ein- bis zweimal wöchentlich und 40.5% befürworten häufigere Hausaufgaben. Dies deutet auf eine steigende Akzeptanz von Hausaufgaben mit zunehmendem Alter der Schüler*innen hin. (siehe Grafik 4)

 

Auch für die Primarstufe wurde mittels Freitext nach den Vor- und Nachteilen von Hausaufgaben gefragt. Die erhaltenen Antworten unterscheiden sich im Wesentlichen nicht von denen der Sekundarstufe 1. Als weitere Anmerkung wurde jedoch mehrfach genannt, dass Hausaufgaben auf der Primarstufe nur sinnvoll sind, wenn sie gut durchdacht und im Umfang angemessen sind. Insbesondere sollten sie auf die Altersstufe abgestimmt sein, keinen Zeitfresser darstellen und mehrheitlich zur Wiederholung des Gelernten dienen.

Nachfolgend einige befürwortende und ablehnende Stimmen

  • «Aufgaben müssen so gestellt werden, dass die Kinder sie ohne Elternhilfe bewältigen können.»
  • «Der Schulstoff wird automatisch repetiert und nochmals durchgedacht. So sehen die SuS, ob sie den Schulstoff beherrschen oder ob es Lücken gibt.»
  • «Stress für die Familie. Die Schule sollte Hausaufgabenhilfe zwei- bis dreimal wöchentlich anbieten, um Familien zu entlasten.»
  • «SuS lernen eine Arbeit in eine Agenda einzuschreiben und rechtzeitig zu erledigen.»
  • «Eltern haben einen Einblick in den aktuellen Schulstoff und erkennen allenfalls Stärken/ Schwächen. Förderung der Selbständigkeit/ Selbstverantwortung.»
  • «Zu Hause ist eine andere Arbeitsumgebung vorhanden (keine Präsenz von Lehrperson bzw. KollegInnen). Ein Kind muss lernen, auch alleine zu arbeiten (ohne die Präsenz von Lehrperson und KollegInnen, aber auch Eltern).»
  • «Das Primarschulkind lernt in seiner Freizeitaktivität fürs Leben. Lassen wir ihm doch diese Zeit! Hausaufgaben sind ungerecht (Soziale Verteilung; Eltern betreuen ihre Kinder - andere nicht; Sprachbarrieren, etc) Hausaufgaben führen zu Streit und Konflikten im Elternhaus. HA sind ein veraltetes System aus der Schulwelt des letzten Jahrtausends.»
  • «Gewisse Themen bedingen eine regelmässige Wiederholung. Bei solchen Inhalten, wo keine neuen Informationen vermittelt werden, können Hausaufgaben sinnvoll sein. Lesetraining, 1x1 verinnerlichen (nachdem es verstanden wurde), Wörtchen lernen.»
  • «Die Kinder lernen sich selbst zu organisieren und sich an Abmachungen zu halten. Die Hausaufgaben können Themen aus dem Unterricht zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgreifen und bieten so die Möglichkeit, sich an gelernte Inhalte besser zu erinnern.»
  • «Die Kinder sollen auf jeden Fall genug freie Zeit für ihre Freizeitgestaltung haben. Damit appelliere ich vor allem auch an die Eltern, dass die Freizeit der Kinder nicht zu überladen ist mit ausserschulischen Tätigkeiten. Ich finde es wichtig, dass die Kinder genug Zeit zum Spielen und Abmachen haben, aber auch um einfach einmal "nichts zu tun" und diese Langeweile auszuhalten.»
  • «Der Link zu den Erziehungsberechtigten ist wichtig. Sie sollen am Lernen ihres Kindes teilhaben und Interesse zeigen. Ohne Hausaufgaben geht dieses Teilhaben verloren. Viele Kinder sind motivierter, wenn Eltern Interesse zeigen. Die Hausaufgaben sollen wenig sein und die Kinder stärken. Sie sollen dadurch ihren Eltern zeigen können, was sie schon erlernt haben und stolz sein dürfen. Zum Teil hilft es auch, wenn sehr langsame Kinder mit Unterstützung zu Hause etwas aufholen können.»

Hausaufgaben auf der Sekundarstufe 2

Im letzten Teil der Umfrage wurde die Handhabung von Hausaufgaben in den weiterführenden Schulen (Gymnasien, Wirtschaftsmittelschule, Fachmittelschule) thematisiert. Die Befragten sprechen sich hierbei mit 77.1% deutlich für das Erteilen von Hausaufgaben aus. Nur 22.9% wünschen sich für diese Schulstufe keine Hausaufgaben.

In den weiterführenden Schulen steht oft zur Diskussion, ob die Schüler*innen verpflichtet sein sollen, Hausaufgaben zu erledigen oder ob Hausaufgaben freiwillig und damit in der Selbstverantwortung der Jugendlichen liegen sollen. 24.3% der Umfrageteilnehmenden befürworten die Freiwilligkeit der Hausaufgaben für die Lernenden der Sekundarschule 2. 73.0% sind dagegen und 2.7% enthielten sich oder konnten diese Frage nicht beantworten. (siehe Grafik 5)

Nachfolgend einige Zitate mit allgemeinen Bemerkungen zum Thema Hausaufgaben

Zahlreiche Umfrageteilnehmenden nutzten am Schluss der Umfrage die Möglichkeit, allgemein Aussagen und Inputs zum Thema Hausaufgaben zu geben. Hier eine kleine Auswahl:

  • «Die Diskussion taucht regelmässig wieder auf, seit 50 Jahren verfolge ich dies. Sinn oder Unsinn der Hausaufgaben bzw. der Argumente pro und contra haben sich in all diesen Jahren kaum geändert. Die Überlastung der Kinder und Jugendlichen kommt von zu viel "Freizeitverpflichtungen" und den neuen Medien, die pausenlos konsultiert sein wollen. Kinder haben nicht mehr die Zeit, Kind zu sein und auch das Nichtstun zu pflegen, was für die Entwicklung sehr bedeutend ist.»
  • «Diejenigen, welche Noten und unterschiedliche Leistungszüge abschaffen wollen, strengen gleichzeitig die Abschaffung von Hausaufgaben an. Damit verhindern sie eine Möglichkeit, um die durch ihr zweites Anliegen verstärkte Leistungsheterogenität innerhalb von Klassen immerhin etwas zu schmälern. In der Folge hat es den Anschein, dass es den Abschaffungsfetischisten letztlich um die Beseitigung jeglicher Bildung geht. Denn Bildung schafft Ungleichheit und Ungleichheit gilt es in ihrem Weltbild auf Teufel komm raus zu verhindern. Es entbehrt nicht der Ironie, dass die Apologeten der Uniformität gleichzeitig einer möglichst diversen Gesellschaft frönen mit einer stetig wachsenden Anzahl Geschlechter.»
  • «Es ist immer öfter der Fall, dass die SuS die Freizeitaktivitäten priorisieren und sogar die Eltern diese Aktivitäten vor die Pflichten der Hausaufgaben stellen. Es wird von den Eltern erwartet, dass die LPs darauf Rücksicht nehmen.»
  • «Es gibt genug wissenschaftliche Belege, welche klar aufzeichnen wann Hausaufgaben sinnvoll sein können und wie sie eingesetzt werden sollen. Ich fände es begrüssungswert, wenn sie die Bildungspolitik mal auf Erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse stützen würde.»
  • «Hausaufgaben helfen dem Kind, einen ritualisierten Tagesablauf zu etablieren, täglich den Schulsack zu Hause zu öffnen (Stichwort Znünibox, nasse Schwimmsachen, verschwitze Turnsachen). Gewisse Lerninhalte können nur mit Hilfe der Eltern, resp. Hausaufgaben genügend geübt und vertieft werden (tägliches Lesen beispielsweise). Dauer muss der Stufe angepasst sein.»
  • «Unter Hausaufgaben versteht man oft das klassische „lernen“ und lösen von Arbeitsblättern. HA können auch mal sein: im Haushalt helfen, Kuchen backen, Seilspringen üben usw.» [Anmerkung der Redaktion: Und den Kuchen aufs Büro der SSbB bringen, wäre eine tolle Überraschung]
  • «"Ohne Fleiss kein Preis", dieses Sprichwort trifft den Nagel auf den Kopf. Arbeiten beginnt nicht erst beim Einstieg in die Berufswelt.»
  • «Hausaufgaben machen die wenigsten Kinder gerne. Aber im Nachhinein ist es doch allen Erwachsenen klar, dass es ein wenig Druck braucht und man stolz ist, wenn man Hausaufgaben selber gelöst hat. Auch Dinge, welche man im Leben vielleicht nie mehr gebraucht hat, haben den eigenen Horizont erweitert!»
  • «Die Hausaufgabe sollten möglichst analog sein. Die Computer lenken ab und verblöden.»

SSbB spricht sich für regelmässige, aber massvolle Hausaufgaben aus

Die Starke Schule beider Basel (SSbB) erachtet Hausaufgaben als pädagogisch wertvolles Mittel. Nicht nur kann dabei gelernter Unterrichtsstoff gefestigt werden, sondern es können auch zahlreiche überfachliche Kompetenzen gefördert werden, wie beispielsweise Selbständigkeit, Ausdauer und Selbstreflexion. Zudem tragen sie dazu bei, dass die Schere im Bildungswesen zwischen leistungsstarken und leistungsschwachen Schüler/-innen nicht noch weiter auseinandergeht. Bildungsnahe Eltern, die die Wichtigkeit von Hausaufgaben erkennen, insbesondere das Repetieren des in der Schule gelernten Stoffes und das selbstständige Aneignen von Fähigkeiten, werden ihre Kinder auch ohne schulische Hausaufgaben zum Lernen ausserhalb der Schule bewegen. Dahingegen sind durch eine Abschaffung der Hausaufgaben jene Kinder benachteiligt, die eine solche elterliche Unterstützung nicht erhalten.

Alina Isler
Vorstand Starke Schule beider Basel