Starke Schule beider Basel (SSbB)

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Leserkommentar

Kommentar zu: Verstehendes Lernen wird vernachlässigt von Carl Bossard

Carl Bossard deckt überzeugend auf, dass die Bildungspolitik ihr Hauptziel aus den Augen verloren hat. Eine bombastische Ausweitung des Bildungsprogramms hat dazu geführt, dass ganz wesentliche Bildungsziele verfehlt wurden. Dazu bestimmten eine dogmatisch vorangetriebene Gleichmacherei mit entsprechenden Strukturreformen und Steuerungsphantasien der Bildungsplaner weitgehend die Agenda der Bildungspolitik. Die Resultate dieser Reformen sind in jeder Hinsicht ernüchternd. Für Klassenlehrkräfte wurde durch das belastende Integrationskonzept mit strikter Ablehnung von Förderklassen die Unterrichtsarbeit erschwert. Statt zu schauen, was das Lernen wirklich fördert, wurde die Lehrerrolle schleichend abgewertet. Doch Jugendliche wollen keine Lernbegleiter als graue Mäuse im Klassenzimmer. Sie wünschen sich eine kompetente und vertrauenswürdige Lehrerpersönlichkeit, die mit Freude die Klasse führt und wesentliche Inhalte vermittelt. Die Bildungspolitik hat es verpasst, die Prioritäten richtig zu setzen. Man hat jahrelang umgebaut, ohne über den Kernbereich der Pädagogik zu reden.

Unsere Schule braucht verbindliche Bildungsinhalte, eine Stärkung der Lehrerrolle und ein gründliches Ausmisten bei den schulischen Wunschzielen. Dies unter Berücksichtigung des wichtigen kulturellen Auftrags der Schule bei der Allgemeinbildung zu realisieren, ist die grosse Herausforderung der kommenden Jahre.

Hanspeter Amstutz
Ehem. Bildungsrat und Sekundarlehrer, Fehraltdorf ZH

Hier kommen Sie zum Artikel von Carl Bossard
 

News

  • Samstag, Dezember 21, 2024

    Rekordzahlen an der Universität Basel

    Mit 13'325 Studierenden und Doktorierenden bricht die Universität Basel ihren eigenen Rekord. Noch nie haben sich so viele eingeschrieben wie im aktuellen Herbstsemester. (lbe)

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  • Sonntag, Dezember 15, 2024

    Neues Informatik-Lehrmittel an Basler Primarschulen

    Im Kanton Basel-Stadt wird ab dem Schuljahr 2025/26 das Lehrmittel «M & I», Medien und Informatik 2 vom Verlag Westermann mit dem Status «alternativ-obligatorisch» in die Lehrmittelliste der Primarschule aufgenommen. Alternativ-obligatorisch bedeutet, dass die Lehrperson zwischen mehreren vorgeschlagenen Lehrmitteln auswählen kann. Dies ist ein weiterer Schritt in Richtung Lehrmittelfreiheit im Stadtkanton. (lbu)

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  • Sonntag, Dezember 08, 2024

    Lehrwerkstatt Basel erhält weniger Geld von Baselland

    Um ab 2026 wieder schwarze Zahlen zu schreiben, hat der Kanton Basel-Landschaft auch im Bildungswesen Sparmassnahmen beschlossen. Beispielsweise möchte der Kanton den Unterstützungsbeitrag für Lernende in der Lehrwerkstatt für Mechanik in Basel schrittweise reduzieren. Die Bildungs-, Kultur und Sportdirektion (BKSD) begründet ihren Entscheid damit, dass die Lehrwerkstatt kein rein schulisches Ausbildungsangebot ist, sondern auch für andere Unternehmen produziert und somit zusätzliches Einkommen generiert. (lbu)

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  • Samstag, November 23, 2024

    Auch bei mündlichen Prüfungen sind Rekurse möglich

    In einem aktuellen Fall entschied das Bundesverwaltungsgericht, dass Prüflinge bei einer mündlichen Prüfung im Falle eines Rekurses das Recht auf eine rudimentäre Begründung haben. (lbe)

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  • Mittwoch, November 20, 2024

    Social-Media-Verbot für Jugendliche

    Depressionen, Sucht und Essstörungen sind nur ein Bruchteil der psychischen Probleme, welche durch starken Social-Media-Konsum vor allem bei noch sehr jungen Personen ausgelöst werden können. Australiens Regierung verkündete daher, den Zugang zu sozialen Medien für unter 16 Jährige zu verbieten. Sie ist damit noch radikaler als Frankreich anfangs des Jahres, welche die Altersgrenze auf ab 13 Jahren setzten will. (lh)

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  • Samstag, November 16, 2024

    Gymnasium: Schwerpunktfach EGS stösst auf wenig Zustimmung

    Diskussionen um ein neues Schwerpunktfach an den Gymnasien im Stadtkanton. Nun ist klar, der vorgesehene neue Schwerpunkt Ernährung/Gesundheit/Sport (EGS) wird doch nicht eingeführt. (as)

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Kantonale unformulierte Volksinitiative

Ausstieg aus dem Passepartout-Fremdsprachenprojekt

Seit 2012 werden an den Primarschulen Fremdsprachen nach einem neuen didaktischen Konzept unterrichtet. Eines seiner Merkmale besteht darin, dass die Schüler/-innen keinen praxistauglichen Grundwortschatz und fast keine Grammatik lernen müssen. Auch auf eine korrekte Schreibweise und Aussprache wird verzichtet. Die Primarlehrpersonen sind sogar ausdrücklich angehalten, ihre Schützlinge nicht zu korrigieren, selbst, wenn diese sinn- und verständnislos daherreden. Dies wird von der neuen Didaktik verlangt, bei welcher nicht Verständnis bzw. Verständigung, sondern das sogenannte Sprachbad im Vordergrund steht.

Nicht von ungefähr hagelt es daher von Seiten der Lehrpersonen und von besorgten Eltern heftige Kritik, gaukelt das neue Konzept doch Mehrsprachigkeit nur vor. Gleichzeitig mutet es den Schulkindern verwirrende Lernstrategien zu und überfordert sie dadurch, dass sie ohne tragfähige Basis, ohne kontinuierlichen und systematischen Sprachaufbau auskommen müssen. Mit dieser Sprachdidaktik sind die Lernziele traditioneller Sprachkompetenz nicht zu erreichen. Einzig der Ausstieg aus dem Passepartout-Projekt kann wieder einen pädagogisch verantwortungsvollen und fairen Fremdsprachenunterricht ermöglichen. Das Verheizen der Schulkinder durch bildungspolitisch legitimierte Experimente muss gestoppt werden.

Die unterzeichneten, im Kanton Basel-Landschaft stimmberechtigten Personen, stellen, gestützt auf §28 Absätze 1 und 3 KV, das folgende nichtformulierte Begehren und beantragen dem Landrat, eine entsprechende Vorlage auszuarbeiten:

Der Kanton Basel-Landschaft steigt zum nächstmöglichen Termin aus dem Passepartout-Projekt aus. Hierfür kündigt er nötigenfalls bestehende interkantonale Bestimmungen und Vereinbarungen mit verpflichtendem Charakter - oder Teile davon - sowie Staatsverträge und Konkordate - oder Teile davon - und hebt weiteres geltendes Recht auf, das diesem Begehren widerspricht. Der Fremdsprachenunterricht an der Volksschule erfolgt inhaltlich wie vor der Einführung des Passepartout-Projektes. Er basiert auf einem klar und übersichtlich strukturierten Unterricht, der neben der Förderung des Mündlichen ebenso Wert legt auf einen sukzessiven Aufbau von Grammatik, Grundwortschatz und Orthografie. Die Lehrmittel Mille feuilles, Clin d'Oeil und New World dürfen somit an den Volksschulen nicht mehr eingesetzt werden.

Den Unterschriftenbogen können Sie hier herunterladen. Die Sammelfrist ist seit dem 21. März 2016 abgelaufen.

 

Argumentarium

Authentische Texte als Dauerüberforderung
Ob Federer oder Djokovic: Die Karriere jedes Tenniscracks begann mit einer ersten einfachen Vorhand. In tausenden von Trainings lernten, übten und automatisierten sie weitere Grundschläge. Was im Sport oder beim Musizieren selbstverständlich ist, soll nach Auffassung der Passepartout-Promotoren beim hochkomplexen Erlernen einer Fremdsprache nicht nötig sein. Die neue Didaktik, welche sich zum Ziel gesetzt hat, den Fremdsprachenunterricht flächendeckend „von Grund auf zu erneuern“[1], konfrontiert bereits 9-jährige mit vielschichtigen authentischen Texten, deren Wortschatz und Satzstrukturen bewusst im Originalzustand belassen wurden.

Frust und Demotivation nehmen zu
Die Mehrsprachigkeitsdidaktik erwartet von Drittklässlern, die anspruchsvollen Texte mit Hilfe von Strategien zu entschlüsseln. Aufgrund des schwierigen, häufig nicht altersgerechten Wortschatzes, der komplizierten Satzstrukturen und weitgehend fehlender Kenntnisse über das System der Zeitformen sind die Texte für die Kinder selbst dann nicht zu verstehen, wenn sie jedes dritte Wort nachschlagen. Erfolgserlebnisse bleiben aus, Frust und Demotivation sind die Folge. Das ist mittlerweile auch aufmerksamen Passepartout-Kursleitern im Kanton Baselland aufgefallen: Sie raten den Lehrpersonen, die Texte zu vereinfachen oder gar neu zu schreiben, damit die Schüler/-innen eine Chance erhielten, die Inhalte zu verstehen. Folgende Beispiele aus dem ersten Band für 9-jährige Schüler/-innen veranschaulichen die Problematik eindrücklich:

  • „Nez a 3 lettres, prestidigitateur en a 16. Portemanteau est un grand mot. Electroménager aussi.“
  • „Car le monstre de l‘alphabet n‘a pas rendu les mots inventés. C‘est ceux qu‘il préfère.“
  • „J‘aime la caravane parce qu‘elle est différente de la maison et qu‘il n‘y a pas beaucoup de gens qui vivent en caravane.“
  • „Sibusiso a 11 ans. Il vit dans la fraiserie aux alentours de Richmond, en Afrique du Sud. Son école est à 8 km de là. Il va à l‘école à pied. Sibusiso et ses camarades marchent en file indienne sur la route. Le premier porte un drapeau.“
  • „Les autres enfants de sa classe vivent aussi très loin de l‘école. Alors ils restent chez eux et suivent les cours en direct par ordinateur, de 7 heures du matin à 13 heures. Ils posent des questions à leur maîtresse en parlant dans leur micro. Ils se retrouvent à l‘école 7 fois par an.“[2]

Erfolgreicher Fremdsprachenunterricht basiert seit jeher auf einer dem Lern- und Entwicklungsstand der Lernenden angepassten Sprache. Dieses Prinzip gilt auch für andere Fächer. Keine Deutschlehrperson erwartet von 12-jährigen Muttersprachlern, sich mit Goethes „Faust“ auseinanderzusetzen. Kein Mathematiklehrer beginnt seinen Unterricht mit Differentialrechnungen. Und weder Federer noch Djokovic haben mit dem backhand smash angefangen.

Missachtung elementarer Entwicklungspsychologie
Kinder im Primarschulalter verfügen über ein noch schwach ausgeprägtes Abstraktionsvermögen. Ihnen fehlen die kognitiven Voraussetzungen, die nötig wären, sprachliche Strukturen und Regeln ohne fremde Hilfe selbst zu erkennen und anzuwenden. Die Mehrsprachigkeitsdidaktik ignoriert diese grundlegenden Erkenntnisse aus der Entwicklungspsychologie. Stattdessen setzt Passepartout auf konstruktivistische Methoden. So wird von den Schüler/-innen z.B. verlangt, dass sie Ausspracheregeln selber herausfinden, die Bildung des Passé composé [3] selbst erkennen und anschliessend in einem eigenen Text anwenden können und mit Hilfe von Methoden aus der vergleichenden Sprachwissenschaft verstehen lernen, wie die Sprache funktioniert. Eventuell vermögen die allerbesten Schüler/-innen derartige Transferleistungen (teilweise) zu erbringen, die überwiegende Mehrheit der Kinder aber bleibt vollkommen chancenlos. Das ist das Gegenteil von einer guten Pädagogik.

Passepartout-Promotoren fühlen sich nicht dem Lernerfolg der Schüler/-innen verpflichtet
Innerhalb eines Konzepts mit zwei oder drei Einzellektionen pro Woche ist der systematische Aufbau von Strukturen und Vokabular für einen erfolgreichen Spracherwerb unabdingbar. Dieser muss altersgerecht und schrittweise erfolgen: vom Einfachen hin zum Schwierigen. Erforderlich sind fundierte Kenntnisse und didaktisches Geschick. Dass die Passepartout-Promotoren diese komplexe Aufgabe der Lehrpersonen an die Lernenden delegieren, demonstriert eindrücklich, dass sich die Projektverantwortlichen nicht dem Lernerfolg der Schüler/-innen verpflichtet fühlen, sondern einer Theorie nachhängen, deren Wirkungsnachweise noch nie irgendwo unter Beweis gestellt wurde.

Oberflächlichkeit mit System
Sicheres Beherrschen von Einzelgriffen und Tonfolgen beim Instrumentalspiel, automatisierte Bewegungsabläufe im Sport und das freie Sprechen in einer Fremdsprache[4]  gelingen nur, wenn die Lernenden regelmässig und ausgiebig üben. Die neuen Fremdsprachenlehrmittel missachten die Bedeutsamkeit des Übens konsequent. Aufgrund der Stofffülle, insbesondere in den Lehrmitteln „Mille feuilles“ und „Clin d’oeil“, werden viele Themen bestenfalls gestreift. Erfahrene Primarlehrpersonen bezeichnen dieses spezifische Element der Mehrsprachendidaktik als „Sightseeing“: Die Schüler/-innen springen von einer „Sehenswürdigkeit“ zur nächsten, doch vertieft wird nichts. Sie gleichen asiatischen Touristen, die glauben, Europa in fünf Tagen kennenlernen zu können. Diese „Surfkultur“ führt dazu, dass nur wenig beherrscht wird und angewendet werden kann.

Auch nach 300 Lektionen können die Kinder nicht einmal die einfachsten Sätze
Spätestens seitdem in den Kantonen Bern und Solothurn die ersten „Frühfranzösischkinder“ in der Sekundarschule angelangt sind, wird deutlich, dass die neue Art des Sprachunterrichts scheitert. Sekundarlehrer berichten, dass selbst Schüler/-innen aus dem stärksten Leistungszug nach mehr als 300 Lektionen Frühfranzösisch einfachste Sätze nicht verstehen und sich kaum mündlich ausdrücken können.[5] Den frischgebackenen Sekundarschüler/-innen fehlen jegliche Voraussetzungen, welche nötig wären, damit sie den noch höheren Ansprüchen der Sekundarlehrmittel „Clin d’oeil“ und „New World 3“ genügen könnten. Und das ist nicht die Schuld der Primarlehrerschaft – das praxisferne System taugt nicht.

Jedes Kind hat nur eine Schulzeit
Die Passepartout-Promotoren haben bisher keinerlei Wirksamkeitsstudien durchgeführt. Auch den verantwortlichen politischen Entscheidungsträgern wäre es recht, nicht mehr im Amt zu sein, wenn sich das Scheitern nicht mehr verbergen lässt. Doch diesen Gefallen würden wir ihnen nicht machen – im Interesse der Schulkinder. Jedes von ihnen hat nur eine Schulzeit. Darum müssen wir jetzt handeln und diese gescheiterte Mehrsprachigkeitsdidaktik stoppen.

[1] www.passepartout-sprachen.ch
[2] Mille feuilles 3
[3] MF, 5.2, Mort de rire, S. 65 ff
[4] Jürg Schüpbach, Nachdenken über das Lehren, Kapitel 5
[5]
Heftige Kritik am neuen Französisch-Unterricht, Der Bund, 12.09.2015 von Adrian M. Moser

 

Pressekonferenzen

Pressekonferenz vom 14.10.2015

Die Starke Schule Baselland lanciert zwei neue Bildungsinitiativen: "Stopp dem Verheizen von Schüler/-innen: Ausstieg aus dem gescheiterten Passepartout-Fremdsprachenprojekt" und "Stopp der Überforderung von Schüler/-innen: Eine Fremdsprache auf der Primarstufe genügt". Folgende Statements wurden zu den beiden Initiativen gegeben:

Pressekonferenz vom 21.03.2016

Die Starke Schule Baselland reicht die beiden Initiativen "Ausstieg aus dem Passepartout-Fremdsprachenprojekt" und "Eine Fremdsprache auf der Primarstufe" mit 2'209 resp. 2'141 Unterschriften ein. Folgendes Statement wurde gehalten:

 

Plakate der Abstimmungskampagne

Am 24. November 2019 kam neben der Initiative "Stopp dem Verheizen von Schüler/-innen: Ausstieg aus dem gescheiterten Passepartout-Fremdsprachenprojekt" ein Gegenvorschlags des Landrats zur Initiative "Niveaugetrennter Unterricht in Promotionsfächern" der Starken Schule beider Basel zur Abstimmung. Folgende Plakate wurden von der Starken Schule beider Basel sowie dem überparteilichen Komitee für die Abstimmungskampagne erstellt.

  
 
  

Während dem Sammeln der Unterschriften für die Harmos-Initiative wurde folgendes Plakat an den Sammelständen verwendet.


 

Aktueller Stand

Seit 2012 werden die Primarschüler/-innen nach einer neuen Ideologie unterrichtet, die sich dadurch auszeichnet, dass kein praxisorientierter Grundwortschatz, nahezu keine Grammatik gelehrt wird. Auch auf eine korrektre Aussprache und Orthografie wird verzichtet. Im Vordergrund steht das sogenannte "Sprachbad". Die Kritik von Bildungsexpertinnen und -experten sowie Lehrpersonen an dieser neuen Passepartout-Ideolige wird zunehmend lauter. Die Schüler/-innen können die Lernziele kaum erreiche.

Im Oktober 2015 lanciert die Starke Schule Baselland eine unformulierte Initiative, die den Ausstieg aus diesem gescheiterten Passepartout-Fremdsprachenkonzept fordert.

2017: Der Landrat befürwortet die Initiative mit deutlicher Mehrheit die Initiative der Starken Schule und beauftragt damit die Bildungsdirektorin, eine bis im Februar 2019 Gesetzesvorlage zum Ausstieg aus Passepartout auszuarbeiten. Die Bildungsdirektorin bildet eine Task Force, in der die verschiedenen Bildungsplayer (Bildungsrat, AKK, Starke Schule beider Basel, LVB, Verband der Schulleitungen, Handelskammer) sowie alle Fraktionen aus dem Landrat teilnehmen. Ziel ist es, eine konsensfähige Lösung zu finden.

März 2019: Es besteht breiter Konsens, dass eine Lehrmittelfreiheit die beste Art ist, die Initiative der Starken Schule umzusetzen. Der Bildungsrat soll eine Lehrmittelliste mit mehreren anerkannten Lehrmitteln beschliessen, aus welcher jede einzelne Lehrperson frei wählen kann, welches Lehrmittel er in seiner Klasse einsetzen will. Die Starke Schule befürwortet diese Variante, weil dadruch die untauglichen Passepartout-Lehrmittel innerhalb kurzer Zeit weitgehend aus den Klassenzimmern verschwinden werden. Zudem wird die Initiative so umgesetzt, dass die angestrebte Lehrmittelfreiheit nicht nur für die beiden Fremdsprachen Englisch und Französisch gilt, sondern für alle Fächer. Damit wird ein wesentliches Ziel der Starken Schule erfüllt. Die Abstimmung zu dieser Vorlage wird  im November 2019 sein.

November 2019: Die Umsetzungsvorlage der Initiative der Starken Schule "Stopp dem Verheizen von Schüler/-innen: Ausstieg aus dem gescheiterten Fremdsprachenprojekt" wird am 24. November 2019 vom Stimmvolk mit 84.8% Ja-Stimmen wuchtig angenommen. Damit gelingt der Starken Schule ein weiterer wichtiger Erfolg. 

 

"Passepartout" - ein pseudoakademischer Luftballon

Ein Gastkommentar von Felix Schmutz. Erschienen in der bz vom 21.11.2015

Die Kritik am Französischlehrmittel Mille feuilles reisst nicht ab. Davon unbeeindruckt wird das Projekt Passepartout durchgedrückt. Die Verantwortlichen verweisen auf die angeblich „zeitgemässen“ Unterrichtskonzepte. Ein genauerer Blick darauf zeigt aber schnell, dass die Fachleute aus einseitigen Quellen schöpfen, unbewiesene Behauptungen aufstellen, Bewährtes grosszügig über Bord werfen und dem Projekt reformpädagogische Ideen unterjubeln. Verbesserung des Unterrichts oder ideologiegefärbtes Methodendiktat?

Beispiel Mehrsprachigkeitsdidaktik: Das Unwort verweist auf die Annahme, es sei leichter, mehrere Sprachen gleichzeitig zu lernen, als sich nur auf eine neue zu konzentrieren. Es gebe Synergie-Effekte, neue Kompetenzen. Angestrebt wird eine sogenannte „funktionale Mehrsprachigkeit“, alle sollen sich in mehreren Sprachen der Spur nach ein wenig ausdrücken können. Schüler(innen) sollen die Sprachen beim Lernen ständig vergleichen.

Tatsächlich helfen Wortverwandtschaften und ähnliche Strukturen, Fremdsprachliches leichter zu verstehen und sich einzuprägen. Ist das neu? Nein, solche Beobachtungen gehörten schon immer zum Unterricht. Ist damit viel gewonnen? Nein, denn die Ähnlichkeit sagt noch nichts aus über den Gebrauch der Wörter in den jeweiligen Sprachen. Dieser folgt wie die Strukturen spracheigenen Regeln, die unabhängig gewachsen sind. In unkundigen Händen führen Sprachvergleiche leicht zu Irrtümern und Verwechslungen. Im besten Fall entsteht theoretisches Wissen, das sich nachweislich nicht in die praktische Sprachanwendung übertragen lässt. Der Weg über die „Mehrsprachigkeit“ dürfte eher verwirren und überfordern, das Ganze ist ein pseudoakademischer Luftballon.

Ein anderes Konzept von Passepartout ist der Konstruktivismus, wonach nur gelernt werden kann, was jedes Gehirn sich selbst zusammenbaut, indem es das Neue mit Bekanntem verknüpft. Das Eintauchen in die Fremdsprache („Sprachbad“) soll diese Konstruktion anregen. Authentische Texte, offene Arbeitsaufträge für Gruppenaktivitäten und möglichst wenig direkte Intervention der Lehrperson genügten, um die Fremdsprache quasi automatisch zu lernen, wobei Fehler als natürliche Schritte auf dem Lernweg stehen bleiben dürfen.

Dies ist aus mehreren Gründen illusorisch: Erstens ist im Schulalter die Zeit des „natürlichen“ Lernens der Muttersprache längst vorbei, es muss jetzt bewusst gelernt werden. Zweitens besteht das Handicap, dass Kinder die Fremdsprache nicht im Sprachgebiet, sondern hier im Klassenzimmer unter ihresgleichen während nur zwei bis drei Lektionen pro Woche lernen müssen. Drittens besteht das Lernen nicht nur aus Konstruieren. Der Zusammenbau der neuen Kenntnisse ist zwar ein wichtiger Teil des Lernprozesses, aber nicht der ganze: Es müssen auch neue klangliche Wortformen und Satzmuster aufgenommen werden, die Lernende mit nichts Bekanntem verknüpfen können. Das Neue muss ferner memoriert und vielfältig geübt werden, damit sich im Gehirn Gedächtnisspuren bilden können, die erst flüssiges Reden ermöglichen. Viertens sollen die Lernenden die Sprache nicht neu konstruieren, sondern eine existierende Sprache übernehmen, sich in sie hineindenken, sich an sie anpassen. Das bedeutet Erweiterung der eigenen Identität. Fünftens können sich Fehler einbrennen und sind kaum mehr wegzukriegen, wenn sie nicht sofort verständnisvoll, aber konsequent korrigiert werden.

«Eine Sprache lässt sich am besten 
von kompetenten Vorbildern lernen.»

Die Didaktiker von Passepartout sind der Meinung, es brauche kein grammatikalisches Gerüst, da sich die Formen nach universal gültigen Prinzipien mit der Zeit von selbst einstellten. Tatsache ist jedoch, dass in der Forschung die Meinung vorherrscht, eine sorgfältig aufgebaute Instruktion vom Einfachen zum Schwierigen unterstütze und beschleunige diese mentale Eigentätigkeit. Instruktion heisst nicht stures Büffeln, sondern Erklären und inhaltlich sinnvolles Üben. Das alleine böte schon genügend Stoff für Unterrichtsverbesserung.

Schliesslich ergänzt Passepartout die genannten Konzepte durch modische Reformpädagogik: Individualisiertes Lernen, Vermeidung des gemeinschaftlichen Unterrichts (verteufelt als Frontalunterricht), Abgabe der Unterrichtsverantwortung an interaktive Lerngruppen, Propagierung des  Medieneinsatzes und der Selbstbeurteilung. All dem ist gemeinsam, dass Lehrpersonen nicht mehr in direkten Kontakt mit der ganzen Lerngruppe treten sollen, obwohl man weiss, dass Sprache sich am besten von kompetenten Vorbildern lernen lässt.
 

Initiativ- und Unterstützungskomitee (Stand 10.03.2018):

Samuel Bänziger, Rheinstrasse 9, 4127 Birsfelden (Student der Wirtschaftswissenschaften); Andreas Behnke, Holeerebenweg 8, 4123 Allschwil; Stephane Dedrauzat, Am Stausee 21, 4127 Birsfelden (Ing. ETH, EVP); Zsuzsanna Diederich, Brülweg 43, 4147 Aesch; Mario Elser, Baslerstrasse 275, 4123 Allschwil (Einwohnerrat Grünliberale); Martin Friedli, Baslerstrasse 341, 4123 Allschwil (Grüne-Unabhängige); André Fritz, Birseckstrasse 17, 4127 Birsfelden (Vizepräsident EVP Muttenz-Birsfelden); Madeleine Göschke-Chiquet, Binzenweg 12, 4102 Binningen (e. Landrätin Grüne); Ruedi Graf, Felsenstrasse 4, 4450 Sissach (Mediatior); Hans-Jörg Gilomen, Reichensteinerstrasse 1, 4144 Arlesheim; Matthias Häuptli, Merkurstrasse 27, 4123 Allschwil (Landrat Grünliberale); Paul R. Hofer, Buchenstrasse 12, 4104 Oberwil (Landrat FDP); Verena Hatz, Leimgrubenweg 11, 4102 Binningen;
Alina Isler, Baselmattweg 199, 4123 Allschwil (Vorstand Starke Schule Baselland, Studentin Pädagogische Hochschule); Gian-Andrea Jäger, Breitenstrasse 2, 4462 Rickenbach (Lehrperson Sek. 1); Stephanie Jesse-Guerra, Reiterstrasse 5, 4054 Basel; Hansjürg Kipfer, Weihermattweg 2a, 4460 Gelterkinden (Lehrer); Kurt Kym, Hardstrasse 27, 4142 Münchenstein; Peter Kuhn, Hinterkirchweg 24, 4106 Therwil; Marianne Lander, Schanzengasse 10, 4107 Ettingen (Primarlehrerin MST);
Caroline Mall, Brunngasse 28, 4153 Reinach (Landrätin SVP); Vicente Marco, Poststrasse 2, 4124 Schönenbuch (Grüne-Unabhängige); Gregorio Mansella, Gilgenbergerstrasse 9, 4053 Basel; Walfried Mürner-Sedlaczek, Mattweg 31, 4144 Arlesheim; Franz Näf, Maiengasse 16, 4123 Allschwil (Ausbildner FA); Karin Näf, Maiengasse 16, 4123 Allschwil (Grüne-Unabhängige, Grafikerin); Maro Nuber, Liestalerstrasse 44, 4411 Seltisberg (Gymnasiallehrer, GL CschweizH); Saskia Olsson, Hegenheimerstrasse 21, 4123 Allschwil (Geschäftsleiterin Starke Schule Baselland);
Michael Pedrazzi, Pappelstrasse 24, 4123 Allschwil (Grüne-Unabhängige); Francois Petitpierre, Moosackerweg 10, 4105 Biel-Benken; Marie-Louise Rentsch, Hauptstrasse 88, 4451 Wintersingen (Grüne-Unabhängige); Christoph Reichenstein, Schellenberg 1, 4437 Waldenburg; Kathrin Schaltenbrand, Brennerstrasse 62, 4123 Allschwil (Lehrperson Sek. 1, FDP Allschwil); Daniela Schädler, Hasenrainstrasse 79, 4102 Binningen; Regula Steinemann, Mühlemattstrasse 55, 4414 Füllinsdorf (Landrätin Grünliberale); Michael Stolz, Hasenrainstrasse 79, 4102 Binningen; Beat Studer, Ischlagweg 22, 4460 Gelterkinden (Lehrperson Sek. 1); Claudio Tambini-Wittstich, Zwiedenstrasse 5, 4435 Niederdorf (Gymnasiallehrer); Nathalie Twerenbold, Parkallee 4A, 4123 Allschwil; Karl Thommen, Stockacker 49, 4465 Hemmiken; Pascale Uccella, Marsstrasse 19, 4123 Allschwil (Landrätin SVP); Daniel Vuilliomenet, Schanzgase 10, 4107 Ettingen (Lehrperson Sek. 1); Paul Wenger, Therwilerstrasse 55, 4153 Reinach (Landrat SVP); Jürg Wiedemann, Baslerstrasse 25, 4127 Birsfelden (Landrat Grüne-Unabhängige); Markus Wehrli, Schützenweg 9, 4104 Oberwil.