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Zwei Fremdsprachen an der Primarschule sind zu viel

Zwei Fremdsprachen an der Primarschule sind zu viel

Zwei Fremdsprachen an der Primarschule überfordern die allermeisten Schulkinder. Sie können die Lernziele insbesondere in Französisch nicht erreichen und sind demotiviert und frustriert. Der Einstieg in den Fremdsprachenunterricht erfolgt zu früh. Sinnvoller ist es, an den Primarschulen auf eine Fremdsprache zu verzichten und dafür mehr Zeit in Deutsch und Mathematik zu investieren.

Forderung der Initiative

I.    Das Bildungsgesetz SGS 640 wird wie folgt geändert:

§ 7b bis Fremdsprachen (neu)

1  An der Primarschule wird neben der Schulsprache Deutsch eine Fremdsprache unterrichtet. Der Fremdsprachenunterricht beginnt frühestens in der 5. Jahresstufe der Primarschule.

2 Sofern der Bund nichts anderes beschliesst, beginnt der Englischunterricht auf der Primarstufe und der Französischunterricht auf der Sekundarstufe.

II.   Bestimmungen und Vereinbarungen mit verpflichtendem Charakter (z.B. Sprachenstrategie der Schweizerischen Er­ziehungs­direktorenkonferenz (EDK) vom 25. März 2004) – oder Teile davon – sowie von Staatsverträgen und Konkordaten (z.B. Harmos-Konkordat) – oder Teile davon -, die diesem Begehren widersprechen, sind innert 30 Tagen nach Annahme durch den Landrat bzw. durch das Volk auf den frühestmöglichen Termin zu kündigen.

III.  Die Änderungen gemäss I. treten nach Ablauf allfälliger Kündigungsfristen (gemäss II) spätestens auf den übernächsten Schuljahresbeginn in Kraft.

Unterschriftenbogen

Laden Sie hier den Unterschriftenbogen herunter und senden Sie uns diesen vollständig oder teilweise ausgefüllt bis am 30. August 2026 an Starke Schule beider Basel, Baslerstr. 25, 4127 Birsfelden. Danke.

Argumentarium

Überforderung, Analphabetismus und Konkurrenz der Fächer

  • Zwei Fremdsprachen auf der Primarstufe überfordern viele Kinder, insbesondere wenn sie sprachlich oder ganz allgemein lernschwach oder fremdsprachig sind.
  • Insgesamt 14 Jahreslektionen in den beiden Fremdsprachen Französisch und Englisch führen zu einer Reduktion wertvoller Unterrichtszeit in den Kernfächern Deutsch und Mathematik, aber auch bei Musik und anderen kreativen Fächern. Dank Fremdsprachendidaktik und Linguistik wissen wir, dass die Beherrschung der Muttersprache von grosser Bedeutung ist beim Erwerb von Fremdsprachen. Folglich braucht es eine Erhöhung der Anzahl Deutschlektionen. Diese kann erreicht werden durch die Streichung einer Fremdsprache auf der Primarstufe.
  • Rund 38% der Schülerinnen und Schüler im Kanton Basel-Landschaft haben eine andere Muttersprache als Deutsch.[1] Nicht selten belegen solche fremdsprachigen Lernenden muttersprachliche Kurse ausserhalb der Primarschule. Dort müssen sie zusätzlich Deutsch, Englisch und Französisch lernen. Diese Dreifachbelastung führt zu Überforderung.
  • Rund 1,67 Millionen Erwachsene in unserem Land (19 %) haben Schwierigkeiten mit Lesen und Schreiben.[2] Ein zu früher und überlastender Fremdsprachenunterricht trägt zu diesem Missstand bei. Im Zuge der Digitalisierung kommt es zu einer Verschärfung dieser Problematik, da stets mehr Informationen verarbeitet werden müssen.

Fremdsprachenunterricht ab der 5. Primarklasse

  • In den ersten Grundschuljahren (1. bis 4. Klasse) besteht der pädagogische Schwerpunkt im Erwerb und der Festigung der Muttersprache, im Lesen, Schreiben und Rechnen. Der sorgfältige Aufbau dieser Basiskompetenzen ist die Grundlage für die weitere schulische Bildung in allen anderen Fächern an den weiterführenden Schulen der Sekundarstufe 1.
  • Startet der Fremdsprachenunterricht zu früh, so wie dies heute der Fall ist, kommt es in Kombination mit den anderen Fächern zur oben erläuterten Überforderung. Erst ab dem 5. Schuljahr ist die sprachliche und verstandesmässige Entwicklung der Kinder ausreichend fortgeschritten, sodass sie besser mit den Anforderungen des Fremdsprachenlernens umgehen können. Dann kann der Fremdsprachenunterricht effizienter gestaltet werden, da Kinder zu diesem Zeitpunkt beispielsweise stärker schriftsprachliche Fertigkeiten in der Fremdsprache entwickeln können.

Französisch ab der Sekundarstufe

  • Viele Schülerinnen und Schüler erleben den Französischunterricht auf der Primarstufe als wenig motivierend. Erhebungen und Erfahrungsberichte zeigen, dass zu viele Lernende auch nach vier Jahren Unterricht an der Primarschule kaum Französisch können. Dies führt unter den Schülerinnen und Schülern zu Frustration und letztlich zur Ablehnung der Sprache. Beides wird an die Sekundarstufe mitgenommen und behindert dort den Lernfortschritt. Dadurch führt der insgesamt siebenjährige Französischunterricht in unserem Kanton nur selten zu tatsächlichen Sprachkenntnissen. Zeitlicher Input und sprachlicher Output stehen in keinem Verhältnis.
  • Insbesondere die komplexen Grammatikstrukturen der französischen Sprache verstehen Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe dank ihren weiterentwickelten kognitiven Fähigkeiten um einiges besser als Primarschulkinder. Letztere bräuchten ein Sprachbad, um Französisch zu lernen. Ein solches lässt sich auf der Primarstufe mit zwei bis drei Lektionen pro Woche jedoch nicht verwirklichen. Darüber hinaus haben die Lernenden ausserhalb der Schule meist keine Berührungspunkte mit der französischen Sprache. Mehr Lektionen gingen zu Lasten all der anderen Schulfächer, von denen insbesondere Deutsch und Mathematik schon heute zu kurz kommen.

Falls der Bund politisch anstatt pädagogisch entscheidet

  • Sollte der Bund den Französischunterricht auf der Primarstufe gesetzlich vorschreiben, wäre dies der Anlass, den Englischunterricht auf die Sekundarstufe zu verlegen. Damit liesse sich verhindern, dass die Primarschulkinder weiterhin zwei Fremdsprachen lernen müssten mit all den damit verbundenen Nachteilen. Durch die Allgegenwärtigkeit der englischen Sprache im Alltag von Kindern – Internet, Filme, Serien, Musik, Computerspiele usw. – bringen sie bereits viel Englisch mit an die Sekundarstufe. Darauf kann dann effizient und erfolgreich aufgebaut werden, sodass sich ein schneller Lernfortschritt verwirklichen lässt, nicht zuletzt dank der Motivation der Jugendlichen für die englische Sprache.

[1] „Im Jahr 2022 hatten durchschnittlich 62,5 Prozent der Kinder und Jugendlichen in der obligatorischen Schule Deutsch als Hauptsprache, also als Sprache, in der sie hauptsächlich denken und die sie am besten beherrschen.“ https://www.baselland.ch/politik-und-behorden/direktionen/sicherheitsdirektion/amt_fuer_migration/statistische-kennzahlen-zu-migration-integration-und-asyl/bildung
[2] https://alice.ch/de/news/piaac-studie-lese-alltagsmathematik-und-problemloesekompetenzen-von-erwachsenen-in-der-schweiz/