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Keine digitalen Geräte in den ersten vier Schuljahren

Keine digitalen Geräte in den ersten vier Schuljahren

Primarschulkinder werden durch digitale Geräte (Laptops, Tablets, Handys) abgelenkt und können sich nicht auf die Lerninhalte konzentrieren. Deshalb ist es sinnvoll, den Einsatz solcher Geräte an den Primarschulen einzuschränken. Zu diesem Zweck sollen die Primarschülerinnen und Primarschüler nicht mit persönlichen digitalen Geräten in der Schule ausgerüstet werden. Ein punktueller Einsatz schuleigener Laptops oder Tablets in nur wenigen Lektionen pro Woche bleibt ab der 5. Primarklasse erlaubt.

Ziel der Initiative

I.    Das Bildungsgesetz SGS 640 wird wie folgt geändert:

§7d (neu)
Digitale Geräte an der Primarschule

1 An der Primarschule werden die Kinder nicht mit persönlichen digitalen Geräten (Laptop, Tablet, Handy) ausgerüstet. Ein punktueller Einsatz schuleigener Laptops oder Tablets in nur wenigen Lektionen pro Woche ist ab der 5. Jahresstufe der Primarschule erlaubt.

II.   Diese Änderung tritt spätestens 12 Monate nach Annahme durch den Landrat bzw. durch das Volk in Kraft.

Unterschriftenbogen

Laden Sie hier den Unterschriftenbogen herunter und senden Sie uns diesen vollständig oder teilweise ausgefüllt bis am 30. August 2025 an Starke Schule beider Basel, Baslerstr. 25, 4127 Birsfelden. Danke.

Argumentarium

Das renommierte Karolinska-Institut in Stockholm bringt es auf den Punkt: „Je mehr eine Schule ihren Unterricht auf das Internet und Computer stützt, desto schlechter ist die Leistung der Kinder“.[1] Zunehmend wird Eltern und Lehrpersonen bewusst, dass die Digitalisierung erhebliche Risiken und Gefahren birgt: Ablenkung, Cybermobbing, Leseschwächen und Entwicklungsbeeinträchtigungen sind häufige Begleiterscheinungen einer extensiven Nutzung digitaler Geräte:

  • Die Nutzung digitaler Medien reduziert die Zeit, welche Kinder mit ihren Eltern, Lehrpersonen und Gleichaltrigen in persönlichen Gesprächen verbringen. Echte, menschliche Begegnungen mit Beuzgspersonen fördern die soziale Entwicklung: Zuhören, miteinander reden, spielen, zusammen Problemstellungen besprechen, Konflikte lösen etc. Das isolierte Starren auf einen Bildschirm verdrängt das Zwischenmenschliche und beeinträchtigt sowohl die sprachliche wie auch die soziale Entwicklung.[2]
  • Das Suchtpotential von Social Media (z.B. Snapchat, Instagram, TikTok etc.) ist unbestritten hoch und für viel zu viele Kinder fast permanent verfügbar. Der Handykonsum von 6-8 Stunden pro Tag ist bei Jugendlichen durchaus keine Seltenheit. Die in vielen Medien enthaltenen Algorithmen beeinflussen zudem bewusst das Belohnungszentrum der Jugendlichen. Bereits der Anblick eines ausgeschalteten Smartphones in der Nähe lenkt ab. Dem Drang, regelmässig nach dem Handy zu greifen, kann ja selbst eine Mehrheit der Erwachsenen kaum widerstehen. Zudem lösen digitale Geräte bei Kindern unweigerlich den Spieltrieb aus. Binden digitale Geräte die Aufmerksamkeit, fehlt sie andernorts. Die Lernenden sind dann beispielsweise weniger präsent im Unterricht oder „…beim Lösen einer Aufgabe.“[3]
  • 57% der Schweizer Jugendlichen berichten zudem darüber, bereits online beschimpft worden zu sein.[4] Es gilt zu verhindern, dass auch unsere jüngsten Primarschulkinder zu Opfern von Cybermobbing werden, denn es birgt die Gefahr anhaltender Schädigungen.
  • Durch Lesen erschliessen wir uns die Welt, einzutauchen in Fantasie-Geschichten beflügeln das kindliche Vorstellungsvermögen, Sachtexte lassen Kinder Fragen beantworten und neue stellen. Deswegen ist es wichtig, dass unsere Primarschulkinder möglichst früh und gründlich lesen lernen. Dabei sollten wir ihnen das beste Lernwerkzeug an die Hand geben. Dies ist Papier, nicht Bildschirme.[5] Es ist erwiesen, dass Lesen und somit auch Lernen mittels papierbasierter Medien wesentlich effektiver und nachhaltiger ist, als dies digitale Medien ermöglichen. Vergleichbares gilt ebenso für das Schreiben. Die Feinmotorik der eigenen Handschrift, Konzentration sowie orthografische Fertigkeiten entwickeln sich besser analog statt durch das Drücken von Tastaturtasten und automatischen Korrekturprogrammen. Wer früh digital arbeitet, lernt oberflächlicher. Gerade in der Primarschule ist das gemeinsame Lernen entscheidend. Und wer von Kindesbeinen an die tägliche Techniknutzung gewöhnt wird, dem wird es später schwerer fallen, ohne Bildschirm auszukommen.
  • Lehrpersonen und Ärzte stellen fest, dass Kinder mit hoher Bildschirmnutzung eine kürzere Aufmerksamkeitsspanne haben. Sie schneiden bei Tests kognitiver Prozesse und der Selbstregulation deutlich schlechter ab.[6] Kürzestfilmchen, wie sie z.B. in YouTube massenhaft vorkommen, überfluten das jugendliche Gehirn regelrecht, ohne eine substantielle Information zu hinterlassen. Nebenbei: Vor der Digitalisierungswelle an den Schulen war der Begriff «Bildschirmzeit» in aller Munde. Es unwidersprochen, dass extensive Bildschirmpräsenz dem kindlichen Gehirn überhaupt nicht zuträglich ist. Seit der Kanton BL jedoch auf diesem Digitalisierungs-Tsunami mitschwimmen will, um gegen aussen als modern und ja nicht als rückständig zu gelten, ist die Warnung punkto «Bildschirmzeit» buchstäblich darin ertrunken. Je jünger ein Kind, desto empfindlicher reagiert es nämlich auf lange Bildschirmzeiten, vor allem, wenn der vielgepriesene «Lernbegleiter für den Unterricht» in Wahrheit zum ständigen Begleiter mutiert.

Vor diesem Hintergrund sollte in den ersten vier Primarschulharen auf den Einsatz von digitalen Geräten vollständig verzichtet werden. Frühestens ab der 5. Primarklasse ist ein Arbeiten an schuleigenen Geräten in nur wenigen Wochenlektionen möglich, um erste Erfahrungen mit Laptops oder Tablets zu machen. Verhindert werden soll, dass die Schulkinder digitale Geräte nach Hause nehmen, wo die Bildschirmzeit weiter steigt. Die Primarschule ist kein IT-Arbeitsplatz, sondern ein gemeinsamer Ort der Persönlichkeitsbildung. Wir wünschen uns medienmündige Schulkinder, nicht medienabhängige.


[1] Neurowissenschaftler Torkel Klingberg, https://www.deutschlandfunkkultur.de/digitalisierung-schule-100.html#nachteile
[2] https://praxis-kita.com/digitale-medien-sprachentwicklung/
[3] https://www.mdr.de/wissen/medizin-gesundheit/handy-in-der-schule-ist-schlecht-fuers-lernen-studie-102.html
[4] https://www.jugendundmedien.ch/themen/cybermobbing
[5] Bei Experimenten mit Schülerinnen und Schülern schnitten diejenigen, die gedruckte Texte lasen, signifikant besser bei Verständnisfragen ab als die, welche dieselben Texte digital lasen. https://www.deutschlandfunkkultur.de/leseforschung-buch-oder-bildschirm-100.html
[6] Übermässige Bildschirmzeit steht im Zusammenhang mit einer langsameren Entwicklung bestimmter Gehirnfunktionen. https://de.nodi.kids/blogs/blog-de/bildschirme-und-kinder-was-die-wissenschaft-sagt